Die gefeierte Schauspielerin Marcelline steckt mitten in den Proben für die Hauptrolle der Natalaja Petrowna in Turgenjews Ein Monat auf dem Lande. Bewegung statt Psychologie ist das Credo des eigenwilligen Jungregisseurs, der seine Darsteller unerbittlich über die Bühne jagt. Doch die Zeit vergeht auch außerhalb des Theaters, und spätestens der unverblümte Hinweis ihrer Gynäkologin erinnert Marcelline daran, dass sie kurz vor ihrem 40. Geburtstag steht, Single, kinderlos und selbst wie ein staunendes Kind in einer unbegreiflichen Welt.
Begleitet von den nicht enden wollenden Ratschlägen ihrer ewig jungen, lebensfrohen Mutter schlittert Marcelline in das, was man eine ausgewachsene Sinnkrise nennen kann. Traum und Wirklichkeit, Hingabe und Eigensucht, Leben, Erinnerung und Fiktion beginnen sich zu verweben und zu durchkreuzen: Da findet sich der Geist ihres verstorbenen Vaters zum nächtlichen Zwiegespräch auf dem Familiensofa ein, befreit sich Natalja Petrowna aus den Fesseln ihrer Figur und schmeckt der Kuss des allzu jungen, rätselhaft verführerischen Schauspielerkollegen Èric nicht mehr nur auf der Bühne…
In ihrem zweiten Spielfilm erzählt Valeria Bruni Tedeschi vom schmerzhaft brennenden Verlangen, das eigene Leben vor sinnloser Gewohnheit zu retten, mit der eigenen Sehnsucht gegen fremde Träume anzuspielen und der Einsamkeit ein befreiendes Lachen entgegenzusetzen.
"Actrices... oder der Traum aus der Nacht davor" ist eine wunderbar anrührende, schonungslos selbstironische Tragikomödie voller funkelnder Dialoge und überraschender Wendungen, von Kamerafrau Jeanne Lapoire ("8 Frauen", "Die Zeit die bleibt") hinreißend ins Bild gesetzt.
"Actrices... oder der Traum aus der Nacht davor" wurde auf dem Festival in Cannes mit dem Prix Spécial du Jury in der Sektion Un Certain Regard ausgezeichnet. |